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Autorenbildsabinedimke

Stillprobleme lösen - die 6 häufigsten Herausforderungen und wie du ihnen begegnen kannst

Aktualisiert: 22. Sept.

Das Stillen ist eine wundervolle Möglichkeit, deinem Baby neben den so wertvollen Nährstoffen Nähe und Geborgenheit zu schenken. Doch so natürlich das Stillen auch ist, kommt es mitunter zu Herausforderungen, die frischgebackene Mütter verunsichern und belasten können und nicht selten dazu führen, dass unter Schmerzen gestillt wird oder aus Verzweiflung früh abgestillt wird. In diesem Beitrag erfährst du, welche Schwierigkeiten am häufigsten auftreten, warum sie entstehen und wie du deine Stillprobleme erfolgreich lösen kannst. 

Junge Mutter sitzt erschöpft auf ihrem Bett und stillt ihr Neugeborenes. Sie hat Schmerzen beim Stillen, ihre Brust läuft aus und sie weiß nicht, wie sie ihre Stillprobleme lösen kann.
Junge Mutter im Wochenbett mit Stillproblemen

Häufige Stillprobleme und ihre Ursachen


1. Schmerzen oder wunde Brustwarzen


Ursache: Schmerzen beim Stillen oder wunde Brustwarzen sind nicht normal, und doch wird noch immer weitläufig behauptet, da müssten Frauen zu Beginn ihrer Stillbeziehung einfach durch, denn das sei eben so. Doch dem ist nicht so! Schmerzen und wunde Brustwarzen haben immer eine Ursache, der es gilt auf den Grund zu gehen. Sie sind eines der häufigsten Probleme beim Stillen und oft verantwortlich dafür, dass frühzeitig abgestillt wird oder - eben weil fälschlicherweise immer noch behauptet wird, dass Schmerzen (zu Beginn) normal seien - Frauen unter starken Schmerzen stillen und sich regelrecht "durchbeißen". Doch das muss nicht sein. In den allermeisten Fällen sind Schmerzen nämlich auf eine falsche Anlegetechnik zurückzuführen. Wenn das Baby nicht richtig an der Brust angelegt wird, so dass es ausreichend viel Brustgewebe im Mund hat, kann es zu einer starken Überbeanspruchung kommen, die in der Folge zu schmerzenden, wunden oder gar offenen Brustwarzen führt. Auch ein zu kurzes Zungenbändchen oder andere sog. Orale Restriktionen beim Baby, der Einsatz eines Fremdsaugers oder eine ungünstige Stillposition können mögliche Ursachen für die Schmerzen sein.


Lösung: Achte vor allem darauf, dass dein Baby nicht nur deine Brustwarze erfasst, sondern es einen großen Teil des Warzenvorhofs im Mund hat beim Stillen. Hierzu ist es wichtig, dass du in einer für euch beide bequemen und gut gestützten Stillposition sitzt oder liegst und dein Baby, sobald es den Mund weit aufgemacht hat, zu dir heran ziehst, anstatt die Brust zum Mund deines Babys zu bringen. Ein weites Öffnen des Mundes kannst du zum Beispiel erreichen, wenn du deine Brustwarze auf Höhe der Nase des Babys positionierst und damit leicht auf die Oberlippe tippst. Dein Baby sollte stets Bauch an Bauch mit dir liegen, Ohr, Schulter und Hüfte sollten in einer Linie sein. Verzichte zudem möglichst auf sämtliche Fremdsauger während eurer Stillbeziehung, um keine Saugirritation bzw. Saugverwirrung, welche ebenfalls zu Schmerzen führen kann, zu riskieren. Sollten deine Beschwerden nicht abklingen, wende dich bitte schnellstmöglich an eine kompetente Stillberaterin, um weitere mögliche Ursachen für deine Schmerzen auszuschließen.


2. Milchstau und Mastitis


Ursache: Ein Milchstau entsteht in Folge eines verstopften Milchgangs, welcher dazu führt, dass die Milch in einem Teil der Brust nicht richtig abfließen kann und sich vor dieser Verstopfung staut. Dies kann durch zu seltenes oder kurzes Stillen, Stress, enge Kleidung oder anderweitigen Druck auf die Brust oder eine ungünstige Schlafposition verursacht werden. Bleibt der Milchstau unbehandelt, kann sich eine schmerzhafte Brustentzündung (Mastitis) entwickeln, die im schlimmsten Fall bis zu einem schmerzvollen Abszess führt, der ggfs. operativ entfernt werden muss.


Lösung: Häufiges Anlegen deines Babys ist die beste Vorbeugung und Behandlung eines Milchstaus. Hierzu genügt es in der Regel, wenn du dein Baby nach Bedarf - und zwar nach dem deines Babys UND nach deinem eigenen - stillst. Merkst du also, dass deine Brüste sich schwer anfühlen und spannen, darfst du dein Babys anlegen, auch wenn es selbst noch keine Signale zeigt. Sollte sich dennoch ein Milchstau bemerkbar machen, versuche dein Baby so anzulegen, dass sein Kinn in Richtung des Milchstaus zeigt. An dieser Stelle ist der Sog ein wenig stärker und es kann helfen, den Milchstau zu lösen. Vor dem Stillen kann es helfen, die Brust durch warmes Wasser oder ein Kompresse etwas zu erwärmen, um den Milchfluss zu fördern. Nach dem Stillen können kalte Quarkwickel oder ein kühlender Retterspitz-Umschlag die Schmerzen und die Entzündung lindern. Solltest du Fieber oder grippeähnliche Symptome entwickeln, konsultiere bitte schnellstmöglich eine Ärztin oder einen Arzt, da dies erste Anzeichen einer Mastitis sein können.


3. Zu wenig Milch


Ursache: Viele Mütter sorgen sich, dass sie nicht genug Milch für ihr Baby produzieren. In den allermeisten Fällen reicht die Muttermilch jedoch aus, um das Baby ausreichend zu ernähren - anatomische oder gesundheitliche Gründe auf Seiten der Mutter sind hierbei ausgeschlossen, betreffen aber weitaus weniger Frauen als gemeinhin angenommen. Ein Gefühl der Unsicherheit kann jedoch durch den dadurch verursachten inneren Stress dazu führen, dass die Milchproduktion tatsächlich abnimmt. Weitere Ursachen für eine zu geringe Milchmenge können Stillen nach Zeitplan und dadurch zu hohe Stillabstände und infolgedessen eine zu geringe Stillfrequenz sein, der Einsatz von Stillhütchen und/oder Fremdsaugern, Orale Restriktionen beim Baby, Stress und/oder Müdigkeit der Mutter, eine unzureichende Ernährung oder ein ineffektives Anlegen des Babys.


Lösung: Erstmal: Ruhe bewahren! Die meisten Mütter produzieren mehr als genug Milch für ihr Baby. Achte auf die Signale deines Babys und lege es stets bei Bedarf an. Das kann nach 10 oder 30 Minuten oder nach einer oder 2 Stunden sein. Es gibt hier kein "Zu oft". Im Gegenteil: Je häufiger du anlegst, desto besser. Innerhalb von 24 Stunden solltet ihr tatsächlich auf 10 bis 12 Stillmahlzeiten kommen. Das häufige Stillen regt die Milchproduktion an und hilft deinem Körper, den Bedarf deines Babys zu ermitteln und die Milchmenge dementsprechend anzupassen. Das Stillen nach der Uhr oder im 2 - oder gar 4-Stundenrhythmus ist total veraltet, wird jedoch immer noch häufig selbst von Fachpersonal geraten und sorgt nicht selten dafür, dass die Milchmenge dann tatsächlich irgendwann zurückgeht. Eine Stillberaterin kann dir helfen, die Anlegetechnik zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern und sicherzustellen, dass dein Baby effektiv trinkt und deine Brust gut entleert wird. Denn eine "leere" Brust signalisiert deinem Körper "Produziere mehr!" Viel Ruhe, ganz viel Haut-auf-Haut-Kontakt mit deinem Baby, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr - also deinem Durst entsprechend - und eine ausgewogene Ernährung sind ebenfalls wichtig.


4. Zu viel Milch


Ursache: Manche Frauen haben das gegenteilige Problem: eine übermäßige Milchproduktion. Dies kann dazu führen, dass das Baby mit diesem überstarken Milchspendereflex nur schlecht zurechtkommt und sich verschluckt oder die Milch nicht richtig schlucken kann. Zudem kann es für die Mutter schmerzhaft sein, wenn die Brust ständig überfüllt ist und das Risiko eines Milchstaus ist für Mütter mit einer sehr reichlichen Milchmenge erhöht.


Lösung: Wenn dein Baby zu Beginn des Stillens von einem starken Milchspendereflex überfordert ist, kannst du ein wenig Milch vor dem Anlegen "ausstreichen", um deinem Baby das Anlegen zu erleichtern. Allerdings sollte hierbei darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Milch entleert wird, da dies die Milchproduktion wiederum anregt. Du solltest also nur gerade so viel Milch gewinnen, bis der Druck in deiner Brust etwas nachlässt. Hierbei empfehle ich die Handentleerung vor der Entleerung mit der Pumpe. Alternativ kann eine zurückgelehnte Stillposition oder das Stillen "bergauf", bei der das Baby oberhalb der Brust liegt, helfen den Milchfluss zu verlangsamen. Sollten die Beschwerden nicht nachlassen, ist auch hier eine Beratung durch eine Stillberaterin sinnvoll, um die richtige Vorgehensweise zu finden.


5. Saugverwirrung


Ursache: Wenn ein Baby an der Brust seiner Mutter gestillt wird und parallel dazu einmal, ab und zu oder regelmäßig mit der Flasche gefüttert wird, kann es zu einer sogenannten Saugverwirrung oder Saugpräferenzverschiebung kommen. Da der Milchfluss aus einer Flasche relativ ungehindert ist und das Trinken aus der Flasche damit weniger Anstrengung erfordert, kann das Baby Schwierigkeiten damit haben, wieder richtig an der Brust zu saugen. Es erfordert mehr Arbeit und zudem eine völlig andere Saugtechnik als an der Flasche und es kann sein, dass das Baby es schlicht verlernt, effektiv an der Brust zu trinken. Außerdem können auch weitere Fremdsauger, wie ein Schnuller oder auch der Einsatz eines Strohhalms dazu führen, dass das Baby eine Saugverwirrung und damit ein ungünstiges Saugmuster an der Brust entwickelt.


Lösung: Um eine Saugverwirrung zu vermeiden, sollte im gesamten Verlauf der Stillbeziehung möglichst auf den Einsatz von Fremdsaugern verzichtet werden. Das Saugbedürfnis sollte stattdessen immer an der Brust befriedigt werden. Wenn ein Zufüttern nötig ist, sollte dies immer stillfreundlich mittels Becher, Löffel oder Spritze geschehen. Um direkt an der Brust zuzufüttern - z.B. bei einer zu geringen Milchbildung - gibt es das sog. Brusternährungsset, dessen Anwendung du dir durch eine fachkundige Stillberaterin zeigen lassen solltest. Sollte es bereits zu einer Saugverwirrung gekommen sein, kann das konsequente Weglassen des Fremdsaugers, viel Kuscheln im Haut-auf-Haut-Kontakt und ein starker Willen und Geduld euch helfen, die Saugverwirrung wieder loszuwerden. Eine Stillberaterin kann hier unterstützen, dein Baby wieder an die Brust zu gewöhnen. Im Falle einer Zufütterung per Flasche sollte eine neue stillfreundliche Zufütterungsmethode gewählt werden, schrittweise etabliert werden und dann die Zufütterungsmenge nach und nach angepasst werden. Kontaktiere hierzu jedoch bitte in jedem Fall eine Stillberaterin, die euch helfen kann, die richtige Zufütterungsmenge in den einzelnen Phasen zu finden, damit dein Baby stets mit ausreichen Nahrung versorgt ist.


6. Wachstumsschübe und Clusterfeeding


Ursache: Während eines Wachstumsschubs benötigt dein Baby plötzlich mehr Nahrung. Oft kommt es in solchen Phasen, aber auch bei Krankheit, Zahnen oder anderen für dein Baby verunsichernden Situationen vor, dass es sehr viel häufiger an die Brust möchte als bisher, was Mütter oft verunsichert. Dieses sogenannte Clusterfeeding, bei dem dein Baby sehr oft in kurzen Abständen trinkt und/oder einzelne Stillmahlzeiten plötzlich sehr lange dauern, kann anstrengend sein, ist aber völlig normal und sogar wichtig für die dem Bedarf deines Babys entsprechende Regulation der Milchmenge.


Lösung: Wichtig ist, dass du dich mental auf diese Phasen einstellst und sie versuchst anzunehmen. Gönne dir und deinem Baby besonders viel Ruhe in diesen Phasen und stelle sicher, dass du genug isst und trinkst, um deine Energie zu bewahren. Sorge am besten dafür, dass du ausreichend Unterstützung durch deine:n Partner:in, die Familie oder Freund:innen erhälst oder engagiere eine Mütterpflegerin, deren Leistungen du sogar häufig über die Krankenkasse abrechnen lassen kannst. In dieser Zeit kannst du versuchen, Stillen mit Entspannungstechniken wie Atemübungen zu kombinieren, um nicht in Stress zu geraten. Das Clusterfeeding variiert in Umfang und Dauer je nach Baby zwischen wenigen bis hin zu einigen Wochen und geht in der Regel irgendwann von selbst vorüber. Sollte dich das Trinkverhalten deines Babys zu sehr belasten, kontaktiere eine Stillberaterin. Sie kann dich mit verschiedenen Impulsen darin unterstützen, mit solchen Phasen umzugehen, ohne die Stillbeziehung gleich zu beenden.


Praktische allgemeine Tipps, um Stillproblemen vorzubeugen und sie zu lösen


1. Richtige Anlegetechnik:


Die korrekte Anlegetechnik ist entscheidend, um Stillprobleme zu vermeiden. Das Baby sollte Bauch an Bauch mit der Mutter liegen und der ganzer Körper sollte in einer Linie sein, sodass es den Kopf nicht drehen muss, um an die Brust zu kommen. Der Mund des Babys sollte weit geöffnet sein, damit es den Warzenvorhof möglichst vollständig erfassen und neben der Brustwarze möglichst viel Brustgewebe in den Mund nehmen kann.


2. Entspannung und Stressreduktion:


Stress ist einer der größten Feinde einer erfolgreichen Stillbeziehung. Sorge daher für regelmäßige Ruhepausen und baue Entspannung in deinen Alltag ein. Atemübungen, Meditation oder sanfte Bewegung können dir helfen, innerlich zur Ruhe zu kommen.


3. Ernährung und Flüssigkeitszufuhr:


Eine ausgewogene Ernährung und eine Flüssigkeitszufuhr deinem Durst entsprechend sind entscheidend, um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten. Besonders in der Stillzeit solltest du auf eine ausgewogene Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen achten.


4. Hilfe und Unterstützung suchen:


Stillen kann manchmal eine Herausforderung sein. Scheue dich nicht, Hilfe zu suchen. Eine Stillberaterin, Hebamme, Mütterpflegerin oder Doula kann dir wertvolle Tipps geben und dich bei Problemen unterstützen. Auch Stillgruppen bieten eine gute Möglichkeit, sich auszutauschen und von den Erfahrungen anderer Mütter zu profitieren. Erfahre hier von meinen nächsten Angeboten.


Fazit


Stillen ist eine wunderbare, aber manchmal auch herausfordernde Erfahrung. Die gute Nachricht ist: Fast alle Stillprobleme lassen sich lösen, wenn man die richtigen Maßnahmen ergreift und sich Unterstützung holt. Mit Geduld, Ruhe und den richtigen Tipps wirst du die Herausforderungen meistern und die Zeit des Stillens genießen können.

Wenn du Fragen hast oder Unterstützung benötigst, stehe ich dir als erfahrene Stillberaterin, Doula und Trageberaterin gerne zur Seite. Gemeinsam finden wir einen Weg, um deine Stillprobleme zu lösen und deine Stillbeziehung zu stärken.




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