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Autorenbildsabinedimke

5 Gründe, warum du das Angst-Spannung-Schmerz-Syndrom kennen solltest

Aktualisiert: 7. Mai

Gebärende kniet in einer Geburtswanne während ihr eine Geburtsbegleiterin/Hebamme die Hände hält und sie bei der Geburt unterstützt
Für eine sanfte und friedliche Geburt

Was ist das Angst-Spannung-Schmerz-Syndrom überhaupt?


Um zu verstehen, wie das Angst-Spannung-Schmerz-Syndrom während der Geburt wirkt, ist es wichtig zu verstehen, wie die Gebärmuttermuskulatur während des Geburtsvorgangs arbeitet, um das Baby sanft durch den Geburtskanal zu drücken.


Die Gebärmutter besteht aus verschiedenen Muskelschichten, von denen vor allem die innere und die äußere Schicht während der Geburt eine entscheidende Rolle spielen. Die äußere Muskelschicht des Uterus besteht aus längsverlaufenden Muskeln, welche während der Geburt kontrahieren und damit die Öffnung des Muttermunds bewirken. Diese längsverlaufenden Muskeln, die sich immer wieder anspannen und zusammenziehen, ziehen nämlich an den Muskeln der inneren Muskelschicht. Diese verlaufen anders als die äußeren Muskeln ringförmig und werden durch die Kontraktionen der Muskeln der äußeren Schicht immer weiter auseinander gezogen, eben wie ein Ring, der sich immer mehr weitet. Der Gebärmutterhals verkürzt sich und der Muttermund öffnet sich, so dass im Verlauf des Geburtsprozesses das Baby nach und nach immer weiter durch den Geburtskanal geschoben wird.


Beim Angst-Spannung-Schmerz-Syndrom kommt es aufgrund der Ausschüttung von Stresshormonen zu einer Unterversorgung der Uterusmuskulatur mit Sauerstoff und damit zu einer Verhärtung eben dieser Muskelschichten. Vor allem die querverlaufenden Ringmuskeln der inneren Muskelschicht, welche durch die Nach-oben-Bewegung der Längsmuskeln auseinander gezogen werden, können sich dadurch nicht mehr richtig dehnen, was sich in (starken) Schmerzen während der Kontraktionen äußert. Diese empfundenen Schmerzen wiederum können eine große Angst der Gebärenden vor der nächsten Wehe - wobei ich lieber von Geburtswelle spreche - und deren Schmerzen auslösen, was zu einer weiteren Verkrampfung der Muskeln und damit erneut zu (starken) Schmerzen bei der nächsten Kontraktion führen kann.


Diesen Kreislauf aus Angst, Anspannung und Schmerz gilt es zu durchbrechen oder im besten Falle gar nicht erst entstehen zu lassen. Denn viele Frauen gehen bereits mit einer gewissen Angst vor den eventuell entstehenden Geburtsschmerzen in ihre Geburt. Anstatt sich dem Prozess der Geburt hinzugeben und sich in einen für eine schmerzarme Geburt notwendigen Entspannungszustand zu versetzen, verkrampfen sie bei den Wellen und sorgen so unbewusst dafür, dass die Muskeln ihre Arbeit nicht schmerzfrei ausführen können.


Warum gerät frau überhaupt in diesen Kreislauf aus Angst, Anspannung und Schmerz während der Geburt?


Der Geburtsvorgang bei uns Menschen funktioniert wie bei allen Säugetieren durch ein natürliches Zusammenspiel verschiedener Hormone und Prozesse im Körper, die durch äußere Einflüsse gestört werden können.


Eine Antilope in freier Wildbahn z.B. wird sich immer einen geschützten, ruhigen Ort suchen, um ihr Kalb zu gebären. Einen Ort, an dem sie vor Gefahren, allen voran Fressfeinden wie z.B. dem Löwen geschützt ist. Denn für die Geburt braucht es u.a. Oxytocin, jenes Hormon, das die Kontraktionen der Gebärmutter stimuliert, und Endorphine, welche mit ihrer entspannenden Wirkung als körpereigenes Schmerzmittel während der Geburt wirken. Beides sind Hormone, deren Ausschüttung absolutes Wohlbefinden brauchen.


Zieht sich eine Antilope nun für ihre Geburt an einen sicheren Ort zurück, kann dieses feine Zusammenspiel der Geburtshormone wirken und die Antilope ihr Kalb friedlich zur Welt bringen. Taucht während der Geburt jedoch überraschend ein Löwe am Geburtsort der Antilope auf, wird der Körper der Antilope sofort mit der Ausschüttung von Stresshormonen beginnen und damit die Geburt stoppen. Denn die Fortführung des Geburtsprozesses würde den sicheren Tod für sie und ihr Kalb bedeuten. Die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin sorgt also dafür, dass die Herzfrequenz steigt, sich die Atmung erhöht und die Wachsamkeit bei der Antilope steigt, da diese sofort in den Kampf- oder Fluchtreflex schaltet. Da sie gegen ihren natürlichen Fressfeind in einem Kampf natürlich keine Chance hätte, flüchtet die Antilope also. Der durch diese Körperreaktionen wenige noch zur Verfügung stehende Sauerstoff wird also in jene Körperregionen geleitet, die für eine Flucht von Bedeutung sind. Da das nicht die Gebärmutter ist, stellt diese ihre Arbeit sofort ein, damit die Antilope fliehen und sich einen neuen sicheren Ort für ihre Geburt suchen kann, und wird erst wieder ihre Arbeit aufnehmen, wenn die Antilope in vollkommener Sicherheit ist.


Der menschliche Körper funktioniert im Prinzip genau so. Auch wir brauchen während der Geburt einen Ort, an dem wir uns sicher fühlen, damit die Geburtshormone in Ruhe ihre Arbeit machen können. Auch wenn wir zwar keine Fressfeinde mehr haben, gibt es dennoch Dinge, die Angst in uns auslösen können, womit haargenau die gleichen hormonellen Reaktionen im Körper in Gang gesetzt werden wie bei der Antilope. Hierbei unterscheidet das Nervensystem nicht, ob es sich um eine tatsächliche Bedrohung handelt oder um eine wahrgenommene. Auch hier schaltet der Körper in den Kampf- oder Fluchtmodus, wodurch die Gebärmutter nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Die Muskeln verhärten und die Kontraktionen lösen wie oben beschrieben (starke) Schmerzen aus. Die Gebärende gerät in eine Abwärtsspirale aus Angst, Spannung und Schmerz, der Geburtsverlauf verlängert sich oder wird sogar gestoppt, da die beiden Muskelschichten regelrecht gegeneinander arbeiten und aufgrund der Anspannung ihre Arbeit nicht richtig machen können.


Warum ist es nun also so wichtig für die Gebärende, um die Funktionsweise der Gebärmutter zu wissen und das Angst-Spannung-Schmerz-Syndrom zu kennen?


5 Gründe, warum du das das Angst-Spannung-Schmerz-Syndrom kennen solltest


1. positives Mindset


Es ist wichtig für dich als Gebärende, dir ein positives Bild von Geburt zu machen, damit etwaige Ängste vor der Geburt oder den damit assoziierten Schmerzen gar nicht erst entstehen können. Leider finden sich in den Medien, sei es in Filmen oder öffentlichen Darstellungen von Geburt, noch immer hauptsächlich Bilder von Frauen, die auf dem Rücken in einem Krankenhausbett liegen und mit schmerzverzerrten Gesichtern, die Hand des Partners zerquetschend, qualvoll ihre Babys gebären. Deshalb schau dir an, was Geburt eigentlich sein kann, wenn man in die natürliche Gebärfähigkeit der Frau vertraut und die Frau an einem Ort und in einem Ambiente gebären lässt, an dem sie sich vollkommen sicher fühlen und sich dem Prozess der Geburt hingeben kann - was zweifelsohne auch ein Krankenhaus sein kann :) Schau dir Videos schöner (Haus-/Wasser-)Geburten an. Füttere dein Nervensystem mit Bildern, bei der die Geburt sanft und friedlich abläuft, ohne laute Schreie - auch wenn diese auch bei sanften Geburten vorkommen und absolut sein dürfen -, ohne qualvolle Gesichter oder zerquetschte Hände. Bilder, die pure Glücksgefühle in dir auslösen, weil sie nichts mit dem gemein haben, was in unserer Gesellschaft leider immer noch als das gängige Bild von Geburt gilt.


2. Ängste auflösen


Du weißt nun, welche Rolle Ängste für einen natürlichen und sanften Geburtsverlauf spielen. Werde dir deiner Ängste also im Vorhinein bewusst und finde Wege diese aufzulösen, damit du weitestgehend angstfrei in deine Geburt gehen und dich während des Geburtsprozesses in einen Entspannungszustand versetzen kannst, der es den Muskeln ermöglicht, ihre Arbeit zu machen und sich sanft und leicht zu dehnen, so dass die Geburt möglichst friedlich und schmerzarm für dich wird. Dazu gehört es auch, genau hinein zu spüren, an welchem Ort du dich für deine Geburt wirklich sicher fühlst. Für einige kann das nur das geborgene Zuhause sein, in dem keine piepsenden Maschinen stehen und Menschen in Klinikkleidung herumrennen, für andere wiederum ist das eine Klinik mit medizinischem Personal im Hintergrund und einer Kinderstation im Nebengebäude, für wieder andere kann das die Lichtung in einem vertrauten Wald sein.


3. Entspannungstechniken üben


Nachdem du dir deiner Ängste bewusst geworden bist und Techniken gefunden hast, diese aufzulösen, kannst du nun außerdem frühzeitig für dich herausfinden, welche Übungen dir helfen, in die Entspannung (zurück) zu finden und kannst sie bewusst schon während der Schwangerschaft üben. Denn wenn du die Technik(en) erlernst, die dir helfen zu entspannen, und in der Schwangerschaft immer wieder übst, kannst du während der Geburt schnell darauf zurückgreifen. So haben es auch eventuelle Ängste, die während der Geburt auf dich zugerollt kommen könnten, schwerer dich aus der Bahn zu werfen. Ängste die entstehen, etwa weil dich die starken Empfindungen während der Geburt doch stärker überwältigen als du gedacht hättest, der Geburtsprozess anders verläuft, als du es dir im Vorhinein gewünscht hast, es einen Personalwechsel im Krankenhaus gibt und du mit der neuen Hebamme nicht so ganz warm wirst, deine Hausgeburtshebamme der Vorsicht halber doch lieber ins Krankenhaus verlegt oder oder oder. Eine Geburt ist ein faszinierendes Schauspiel der Natur und daher niemals endgültig planbar oder vorhersehbar. Und je mehr du während der Schwangerschaft geübt hast, dich in einen tiefen Entspannungszustand zu versetzen, desto leichter wird es dir auch während der Geburt gelingen, dich immer wieder in diesen Zustand (zurück) zu versetzen.


4. Deinen persönlichen Löwen identifizieren


Wie bereits unter Punkt 2 und 3 beschrieben, kann es einen enormen Einfluss auf deinen Geburtsverlauf haben, wenn du dir deiner Ängste bewusst geworden bist und Techniken gefunden hast diese aufzulösen oder bei aufkommenden Ängsten wieder zurück in die Entspannung zu finden. Wie erwähnt, können äußere Umstände oder auch innere unvorhersehbare Prozesse dazu führen, dass sich Angst in deinem Körper breit macht. Es macht also Sinn, dir bereits im Vorfeld mal zu überlegen, was diese Umstände während der Geburt sein könnten, die dich daran hindern könnten, dich dem Prozess der Geburt hinzugeben. Welche Dinge oder auch Menschen, welche Gegebenheiten oder Umstände könnten dein ganz persönlicher Löwe sein? Vielleicht möchtest du dir eine Liste machen und deine möglichen Löwen einmal sammeln? Überlege einmal, ob es hiervon Dinge gibt, die du vielleicht sogar von Vornherein vermeiden oder umgehen könntest. Und eigne dir Strategien an, mit möglicherweise unveränderbaren Gegebenheiten vor Ort umzugehen, den damit verbundenen Stress zu bewältigen und Ängste abzubauen. Auch hierbei hilft es enorm, die in Punkt 3 erwähnten Entspannungstechniken einzuüben, die dabei helfen, dem Löwen nicht die Macht über die eigenen Gedanken und Gefühle zu verleihen während der Geburt und in die Entspannung zu kommen.


5. Geburtsbegleitung wählen


Nachdem du dir nun vor allem dein Innerstes angeguckt hast in Bezug auf eventuelle Stressoren während der Geburt, wenden wir uns nun den äußeren Faktoren zu. Ein ganz entscheidender Punkt neben der Wahl des Geburtsortes, ist die Wahl der Geburtsbegleitung. Möchtest du überhaupt begleitet werden und wenn ja, von wem? Bei wem fühlst du dich absolut sicher und wohl? Das kann und sollte eine vertraute Person sein, die dich während des Geburtsprozesses dabei unterstützt, in die Entspannung (zurück) zu finden, sollte die Angst dich in einem Moment der Geburt überrollen, ein Löwe während der Geburt den Raum betreten oder unvorhergesehene Geschehnisse dich rausbringen. Das kann neben deinem/r Partner/in eine Freundin, deine Mutter, deine Schwester oder eine Doula sein. Im besten Fall weiß diese Person um deine Löwen und kann mit dir schon im Vorfeld Strategien erarbeiten, die dich während der Geburt in die Entspannung zurückholen. Auch kann eine solche Person als sanftes Sprachrohr zwischen dir und dem Geburtsteam fungieren, um dich daran zu erinnern, was dir für eine sichere Umgebung für dein Geburtserlebnis wichtig ist.


Wenn du das Gefühl hast, ich könnte diese Person sein, dann nimm hier gleich Kontakt zu mir auf und vereinbare noch heute einen Termin für dein Orientierungsgespräch mit mir. Hier können wir offene Fragen klären, uns kennenlernen und noch einmal hineinspüren, ob wir uns diese große Reise miteinander vorstellen können.


Hat dir mein Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über ein Herz oder einen Kommentar von dir.

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