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5 Dinge, die du für deinen Stillstart wissen musst

Aktualisiert: 15. Mai


Frau stillt ihr Neugeborenes auf der Wochenbettstation
Der Stillstart

Um zu stillen, braucht es (fast) gar nichts, außer die Mutter und das Baby


Stillen ist das Natürlichste der Welt. Die Brust der Mutter beginnt bereits während der Schwangerschaft damit, Milch für das Baby zu bilden. Kurz nach der Geburt, wenn bestimmte Plazentahormone ihre Arbeit einstellen und die Rezeptoren für die milchbildenden Hormone freigeben, nehmen ebendiese ihre Arbeit sofort auf und tun das, was die mütterliche Brust natürlicherweise nach der Geburt eben nun mal tut: nämlich Milch bilden. Das Baby wiederum kommt mit natürlichen Saugreflexen auf die Welt, welche ihm helfen, das Saugen an der Brust zu erlernen, sodass es sich holen kann, was es zum Überleben braucht: nämlich Milch. So ist es von der Natur vorgesehen und so funktioniert das Ganze einfach dargestellt.


Und doch vermittelt uns die Industrie und häufig auch das Umfeld, dass es ganz viel bräuchte, um zu stillen. Dass es eben nicht einfach ist. Und dass es mehr bräuchte als die Mutter und das Baby. Von Stillkissen, Stilllämpchen und Stillmode über Stillhilfsmittel wie Brustwarzenformer, Stillhütchen oder eine Milchpumpe bis hin zu Fläschchen und Säuglingsnahrung für den Fall, dass es gar nicht erst klappt - was ja sowieso reine Glückssache ist, wenn man den Stimmen von außen glaubt - , ist alles dabei.


Doch was braucht es denn nun eigentlich wirklich für den Stillstart?


Halten wir einmal fest. Das Baby trinkt dank entsprechender Reflexe Milch aus der Brust der Mutter, welche dafür gemacht ist, Milch für ihr Baby zu produzieren. Und zwar so viel, wie es das Baby braucht. Was sollte frau also für Hilfsmittel brauchen, um zu stillen? Und warum sollte es bei so vielen nicht klappen, wenn es doch das Natürlichste der Welt ist?


Warum es eben doch nicht ganz so einfach ist


Es ist richtig, dass Stillen natürlich ist. Doch ist es nicht unbedingt intuitiv. Das Stillen muss erlernt werden von Mutter und Baby. Und in unserer heutigen Gesellschaft fehlen uns dafür in den meisten Fällen die Vorbilder. Zum Einen, weil wir nicht mehr wie einst unsere Vorfahren in Sippen zusammenleben, in denen die jüngeren Generationen von den älteren Generationen das alte Wissen vermittelt bekommen. Und zum Anderen, weil die wenigsten Frauen der Generationen vor uns (lange) gestillt haben. Der Glaube, dass Stillen Glückssache oder etwas sei, das bei den meisten Frauen eben einfach nicht klappt, ist tief in unseren Köpfen verankert.


Doch warum ist das so, dass so viele Frauen der älteren Generationen nicht stillen konnten oder glaubten, es nicht zu können?


Die Antwort ist: Veraltetes Wissen, viele Mythen rund um das Thema Stillen und vor allem aber eine völlig stillunfreundliche Umgebung in den Geburtskliniken und fehlende Begleitung zu Beginn.


Was also solltest du unbedingt wissen, bevor du in deine Stillbeziehung mit deinem Baby startest, damit es eben keine Glückssache ist, ob es bei euch klappt oder nicht?


Diese 5 Dinge solltest du für deinen Stillstart unbedingt wissen


1. Die "goldene Stunde" und der "Breast Crawl"


Als "goldene Stunde" wird die erste Stunde nach der Geburt bezeichnet und sie spielt für den Start eurer Stillbeziehung eine große Rolle. In dieser ersten wertvollen Stunde sollte, wenn möglich, das erste Stillen stattfinden, dein Baby also die Möglichkeit haben, das erste Mal an deiner Brust zu trinken. Durch das frühe Stillen wird die Milchbildung in Gang gesetzt und die angeborenen Reflexe deines Babys und damit sein Stillverhalten werden angeregt und gefördert.


Im Idealfall nimmst du dein Baby nach der Geburt in Empfang (oder jemand aus deinem Geburtsteam) und leg(s)t es dir nackt auf deinen nackten Oberkörper. Deckt euch nun gemeinsam zu, damit du und dein Baby es schön warm habt. Die erste Untersuchung kann - sofern es keine Anzeichen für eine Anpassungsstörung oder ähnliches gibt - auch später erfolgen. In vielen Kliniken wird Mutter und Baby heutzutage auch viel Raum und Zeit für das erste so wichtige Bonding gegeben. Sprich am besten vorab mit deinem Geburtsteam bzw. mit der Klinik darüber, wie du dir das Ankommen deines Babys auf dieser Welt wünschst.


Dein Baby liegt nun also bäuchlings auf deinem Oberkörper mit dem Kopf in der Nähe der Brust, wo es deine Wärme spüren, deinen Geruch riechen, deine Stimme und dein Herz klopfen hören kann. Hier fühlt es sich zu Hause. Außerhalb deines Bauchs. Hier fühlt es sich sicher und geborgen. Im Haut auf Haut-Kontakt unmittelbar nach der Geburt findet das für den Stillstart so wichtige Bonding statt. Mutter und Kind lernen sich kennen und schütten das für den Milchfluss so wichtige Hormon Oxytocin aus. Es wird daher auch Kuschel- oder Bindungshormon genannt und spielt eine entscheidende Rolle für die Stillbeziehung.


Lass dein Baby nun in Ruhe ankommen und dich "beschnuppern". Wusstest du, dass deine Brustwarze über spezielle Drüsen verfügt, welche einen spezifischen Geruch absondern, der deinem Baby den Weg weist? Es wird sich also nach einer kurzen Ruhephase, in der es sich ein wenig von der Geburt erholt, vielleicht aber auch schon kurz nach der Geburt auf die Suche nach deiner Brust machen. Wenn man sich auf diesen Prozess einlässt und dem Baby Zeit gibt, wird sich ein faszinierendes Bild eines kriechenden, nach der Brustwarze suchenden Babys zeigen, welches mit Hilfe seiner Reflexe nahezu allein in der Lage ist, sich seinen Weg zur Brust zu suchen und anzudocken. Du kannst als Mama hier ein wenig unterstützen, indem du deine Hände unter die Füßchen deines Babys nimmst und einen leichten Gegendruck ausübst, so dass es sich ein wenig abstoßen kann.


Dieser Vorgang wird auch "Breastcrawling" genannt und kann bis zu einer Stunde dauern. Da dieses intuitive Stillen die Stillreflexe des Babys anspricht und fördert, kann man durch diese Form des ersten Stillens in der ersten Stunde nach der Geburt einen guten Grundstein für die weitere Stillbeziehung legen.


Doch keine Angst, auch nach einer vorübergehenden Trennung von deinem Baby, bspw. weil es medizinisch versorgt werden muss, kann euer Stillstart gelingen. Wichtig ist hier, die Milchbildung durch regelmäßiges Pumpen anzuregen und die gewonnene Muttermilch stillfreundlich an dein Baby zu verfüttern oder je nach Trennungsumständen verfüttern zu lassen. Außerdem solltest du dein Baby so oft wie möglich sehen und regelmäßigen und häufigen Körperkontakt zu ihm haben, sobald es die Umstände zulassen.


Wusstest du, dass du das Kolostrum ab der 37./38. Schwangerschaftswoche bereits per Hand gewinnen und sammeln kannst, um es im Bedarfsfall - z.B. bei zu erwartender Trennung, bei einem Schwangerschaftsdiabetes oder einem geplanten Kaiserschnitt - stillfreundlich verabreichen (lassen) zu können?


Sollte das Bonding in den ersten Tagen oder vielleicht sogar Wochen also aufgrund der Trennung nicht möglich sein, kann dieser Moment auch nachgeholt werden und auch das intuitive Stillen ist innerhalb der gesamten Stillzeit eine gute Möglichkeit, die Stillreflexe des Babys anzusprechen, um damit eine gelingende Stillbeziehung zu fördern.

2. Deine Brust produziert so viel Milch wie gebraucht wird


Wusstest du, dass die Milchbildung ganz nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage funktioniert? Je mehr dein Baby also an deiner Brust saugt und je öfter die Brust effektiv und vollständig entleert wird, desto mehr wird dem Körper signalisiert, dass hier Milch gebraucht wird. Dein Baby bestimmt also - vorausgesetzt, es darf immer und zu jeder Zeit solange wie es möchte an der Brust trinken - , wieviel Milch gebildet wird.


Bereits in der Schwangerschaftswoche und in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt, bildet der Körper der Mutter das so wertvolle Kolostrum, auch Vormilch genannt. Es ist dickflüssig, gelblich und wird in sehr geringen Mengen gebildet. Viele Mütter sind ob der geringen Menge oft verunsichert, ob dem Baby diese Milch reicht. Doch lass dir gesagt sein, der Magen eines Neugeborenen ist in den ersten tagen derart klein, dass es gar keine größeren Mengen aufnehmen könnte, ohne den Magen zu überdehnen. Das Kolostrum reicht deinem Baby bis zur Bildung der reifen Muttermilch (meist Milcheinschuss genannt) und zwar immer! Wird regelmäßig angelegt und saugt das Baby effektiv an der Brust der Mutter, kommt die Milchbildung in Gang und es bildet sich schon bald nach der Geburt, etwa zwischen dem 3. und 7. Tag nach der Geburt, die reife Muttermilch. Diese ist dann dünnflüssiger und weißlich und wird in höheren Mengen produziert, was viele Frauen an einem starken Anschwellen der Brüste und einem Spannungsgefühl in den Brüsten spüren können. Anfangs haben viele Frauen sehr viel Milch, was sich aber im Laufe der ersten Wochen irgendwann einpendelt, bis sich die Milchmenge auf den Bedarf des Babys eingependelt hat.


Es ist also wichtig, dass ein Baby immer nach Bedarf gestillt wird. Werden Stillmahlzeiten ausgelassen, weil man glaubt, irgendwelche Stillabstände einhalten zu müssen oder weil (unnötig) zugefüttert wird oder weil ein Schnuller eingesetzt wird und Hunger damit unwissentlich überbrückt wird, dann wird dem Körper der Mutter signalisiert, dass er nicht so viel Milch nachbilden muss. Folglich geht die Milchmenge im Laufe der Zeit immer weiter zurück und frau glaubt wirklich, dass ihre Milch nicht reicht. Dabei liegt es in vielen Fällen einfach nur an einem falschen Stillmanagement und daran, dass sich aufgrund dessen die Milchmenge nicht anpassen konnte.


3. Dein Baby weint nicht nur, weil es Hunger hat


Dein Baby hat um die 40 Wochen in deinem Bauch verbracht. Es hatte es warm und gemütlich, war stets versorgt und umhüllt, hörte äußere Geräusche nur gedämpft, sah allenfalls eine leichte Veränderung der Lichtverhältnisse, wenn es draußen hell wurde und hörte hauptsächlich so vertraute Dinge wie deine Stimme oder jene anderer vertrauter Personen und deinen Herzschlag. Plötzlich - durch die Geburt in diese Welt gebracht - lernt es Dinge kennen wie Temperaturempfinden auf der Haut, Stoffe auf der Haut, helles Licht, laute Geräusche und Hunger. Dinge, die es vorher schlicht nicht kannte, weil es nur sein geborgenes Zuhause in deiner Gebärmutter kannte.


Außerdem war die Geburt ein unglaublicher Kraftakt für dein kleines Wunder. Ein unglaublich intensives Erlebnis. Und wenn sie vielleicht auch nicht ganz so reibungslos oder komplikationslos ablief, auch ein stückweit beängstigend für dein Baby.


Es braucht in den ersten Tagen und Wochen, Zeit um hier anzukommen auf dieser Welt. Zeit, das Erlebte zu verarbeiten. Zeit, die neuen Dinge, die nun auf es einprasseln zu verarbeiten. Und das tun Babys häufig in Form von Weinen oder Unruhe.


Wenn dein Baby also sehr viel weint - oft weinen Babys vermehrt in den Abendstunden - , obwohl es gerade erst gestillt hat oder in sehr kurzen Abständen oder auch dauerhaft an der Brust gestillt werden möchte, dann ist das kein Zeichen, aber auch absolut GAR KEIN Zeichen dafür, dass du zu wenig Milch haben könntest und dein Baby hungert. Dieses sogenannte Clustern oder Clusterfeeding ist im Gegenteil eine ganz normale Verhaltensweise deines Babys, welche sich vor allem in der Anfangszeit, abends aber auch darüber hinaus noch in Wachstumsphasen, bei Entwicklungsschüben, bei Krankheit oder wenn am Tage sehr viel los war, zeigen kann.


Auch wenn diese Phasen sehr herausfordernd sein können, ist es wichtig, dass du dem Stillwunsch deines Babys nachgibst. Denn in diesen Clusterphasen bestellt dein Baby gewissermaßen Milch vor. Du kannst hier bereits im Vorhinein dafür sorgen, dass du bestmöglich unterstützt wirst, um Kraft und Ruhe für diese intensiven Phasen zu haben. Entlastung durch den Partner/die Partnerin, Hilfe von Verwandten, Unterstützung von einer Doula oder Mütterpflegerin oder auch von einer Haushaltshilfe, die sogar in bestimmten Fällen über die Krankenkasse abgerechnet werden kann. Sprich hier gerne vorab mit deinem Umfeld, was du in solchen Phasen brauchst und was du dir wünschst, damit du so viel Zeit und Ruhe wie möglich hast, dich ganz dem intensiven Kennenlern- und Ankommensprozess mit deinem Baby hingeben zu können.

4. Schnuller & Co. können eure Stillbeziehung gefährden


Der Schnuller und die Flasche sind omnipräsente Utensilien überall dort, wo man Babys sieht. In Kinderbüchern. Auf Plakaten. Im Stadtbild. In Filmen. Sogar die Emojis für Babys haben einen Schnuller im Mund oder werden mit der Flasche gefüttert. Man meint, Schnuller & Co. gehörten zur Standard-Babyausstattung dazu. Sie schreien einen in jedem hiesigen Drogeriemarkt förmlich aus den Regalen an. Und wenn man sie sich nicht sowieso schon längst selbst vor der Geburt gekauft hat, bekommt man sie als frischgebackene Eltern spätestens nach der Geburt im Präsentkorb von den Verwandten geschenkt.


Doch befragt man entsprechendes Fachpersonal zum Thema Schnullereinsatz bei Stillwunsch, sind sich eigentlich alle einig: Am besten verzichtest du darauf!


Noch immer gibt es Klinikpersonal, Hebammen, Kinderärztinnen und sogar Stillberaterinnen, die behaupten, ein Schnuller könne nach ca. 6 Wochen ohne Probleme eingesetzt werden. Die Stillbeziehung sei dann eingespielt und die Gefahr, dass sie durch einen Schnuller gestört wird, nicht mehr existent. Manche raten sogar regelrecht zu einem Schnuller, da er das Risiko für den plötzlichen Kindstod mindern soll (was es damit auf sich hat und warum Stillkinder auch ohne Schnuller sicher schlafen, liest du in einem nächsten Blogartikel) oder auch, weil die Mama auch mal eine Pause braucht. Die Brust sei schließlich kein Schnullerersatz und nur für die Nahrungsaufnahme da. Versteh mich nicht falsch. Dass Mütter unbedingt Pausen, Entlastung und Unterstützung im Alltag vor allem in dieser so vulnerablen Phase wie dem Wochenbett und nochmal im Besonderen während der Stillzeit brauchen, stimme ich zu 100% zu. Die Frage ist jedoch - und das ist so individuell wie jedes Mutter-Kind-Paar -, inwieweit ein Schnuller oder die Zufütterung per Flasche hier wirklich Abhilfe schaffen können, wenn sie doch in Bezug auf die Stillbeziehung so viele Risiken bergen, dass sie potenzielle neue Stressoren innerhalb der Mutter-Kind-Beziehung und damit für das gesamte Familiensystem darstellen können.


Denn - und das ist unleugbar - der Einsatz von Fremdsaugern ist ein Eingriff in die Stillbeziehung. Und er kann im schlimmsten Fall zu Problemen führen, die jene Probleme, die damit aufgefangen werden sollten, schlicht überlagern oder gar verschlimmern.


Jeder Einsatz eines Schnullers, sei er auch noch so selten oder kurzweilig und jede (Zu-)Fütterung mit der Flasche kann deine Stillbeziehung potenziell gefährden. Und zwar nicht nur in den ersten 6 Wochen, sondern immer und zu jeder Zeit innerhalb der gesamten Stillzeit.


Ich erzähle dir das nicht, um dir Angst zu machen. Oder um Druck aufzubauen, dass es nur den einen richtigen Weg innerhalb einer Still- bzw. Mutter-Kind-Beziehung gäbe. Oder um Müttern, die über den Einsatz eines Schnullers nachdenken oder ihn bereits eingesetzt haben, ein schlechtes Gewissen zu machen. Mit ist absolut bewusst, dass es bestimmte Situationen und Lebensumstände, eigene biografische Themen und Wunden und sehr oft eine große Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Erwartungen, den eigenen Vorstellungen und den Bedürfnissen aller Beteiligten gibt, die eine tiefe Kluft entstehen lassen zwischen dem, was man theoretisch weiß und dem, was man in dem Moment zu leisten in der Lage oder auch zu leisten bereit ist. Ich erzähle das nicht, um zu verurteilen oder zu werten. Denn ich gehe nicht in deinen Schuhen, habe deine Vergangenheit nicht gelebt und fühle nicht, was du in der Gegenwart fühlst, auch wenn ich manches vielleicht aufgrund meiner eigenen Mutterschaft nachfühlen kann.


Ich erzähle dir das, um zu informieren und aufzuklären. Und um dir bewusst zu machen, dass es diese Gefahren gibt, um dann eine gut informierte Entscheidung treffen zu können.


Was also macht Fremdsauger so gefährlich für eine Stillbeziehung?


Stichwort: Saugverwirrung


Saugverwirrung, Saugirritation, Saugpräferenzverschiebung. Drei Wörter, die alle ein ähnliches Phänomen beschreiben. Nämlich eine Störung des Saugmusters, welches ein Baby an der Brust zeigt. Das Saugen an der mütterlichen Brust ist für den Säugling (daher der Name) ein sehr komplexer Bewegungsablauf, an dem neben der Zunge verschiedenste Muskeln im Mund- und Kieferraum beteiligt sind. Ein Baby, welches richtig angelegt ist, hat beim Stillen nicht nur die Brustwarze im Mund, sondern erfasst darüber hinaus auch sehr viel umliegendes Brustgewebe. Die Brustwarze selbst liegt hierbei sehr tief im Mundraum des Babys nah am Übergang zwischen dem harten und dem weichen Gaumen. Auf diese Weise wird der Saugreflex des Babys ausgelöst und die Brust der Mutter bei richtigem Saugmuster effektiv entleert, was - wie du nun schon weißt - enorm wichtig für die Milchbildung ist. Außerdem wird die Brustwarze auf diese Weise vor einer falschen Beanspruchung geschützt. Bei richtigem Anlegen und Saugmuster entstehen also im Normalfall keinerlei Schmerzen für die Mutter an der Brustwarze - ein leichter Ansaugschmerz zu Beginn mal ausgenommen.


Ist nun ein Fremdsauger im Einsatz, kann es passieren, dass dieses besondere Saugmuster gestört wird. Es kann also passieren, dass ein Baby es regelrecht "verlernt", wie es an der Brust trinken muss. Die Folgen sind häufig Schmerzen beim Stillen, wunde oder gar offene Brustwarzen und/oder Verhaltensweisen des Babys, die ein entspanntes Stillen schwierig bis unmöglich machen: Beißen, häufiges Rumrucken oder Zurückwerfen des Kopfes, häufiges An- und Abdocken, Anbrüllen der Brust bis hin zur kompletten Verweigerung der Brust.

Bei der Fütterung mit der Flasche kommt hinzu, dass der Milchfluss aus der Flasche ein ganz anderer ist als an der mütterlichen Brust. Die Milch fließt leichter aus einer Flasche als aus der Brust, wo sich das Kind sehr anstrengen muss, um Milch zu erhalten. Auch das ist ein weiterer Faktor, weshalb die Brust nach Einsatz eines Fremdsaugers - in diesem Fall die Flasche - abgelehnt werden kann und die Fremdsauger die Stillbeziehung massiv stören können.


Die möglichen Auswirkungen einer Saugverwirrung können sein:

  • Rückgang der Milchbildung,

    • weil die Brust nicht mehr ausreichend stimuliert wird (Milchmahlzeiten werden ersetzt bzw. ausgelassen, da Hunger möglicherweise durch einen Schnuller unbewusst überbrückt wird)

    • weil die Brust nicht mehr effektiv entleert wird

  • Auftreten von Milchstau/Mastitis

  • Gewichtsabnahme beim Baby

  • verfrühtes (ungewolltes) Abstillen


Wenn du also gern stillen möchtest, dann kann ich dir nur von Herzen empfehlen, auf den Einsatz von Fremdsaugern zu verzichten und solltest du zufüttern wollen oder müssen, dies mittels einer stillfreundlichen Methode zu tun, welche du hier demnächst in einem weiteren Blogartikel nachlesen kannst. Und solltest du aufgrund von Startschwierigkeiten oder unüberwindbar erscheinenden Hindernissen oder aufgrund von emotionaler Erschöpfung und Stress das Gefühl haben, das Stillen will und will einfach nicht klappen und der Einsatz eines Schnullers oder die Zufütterung per Flasche wären unausweichlich, dann zögere bitte nicht, dir Hilfe zu holen. Dies kann deine Hebamme sein - warum das sehr oft, aber leider auch nicht immer die beste Anlaufstelle für Stillprobleme ist, liest du im nächsten Abschnitt - oder aber eine Stillberaterin deines Vertrauens. Hole dir kompetente Hilfe, die mit dir zusammen schaut, welche individuellen Lösungsansätze es geben könnte, um dir eine entspannte Stillbeziehung aufzubauen, die sich gut und stimmig für dich anfühlt.


5. Hebammen sind nicht immer Stillspezialistinnen


Die ersten Ansprechpartnerinnen im Wochenbett für sämtliche Fragen, Ängste und Sorgen sind neben den Klinikmitarbeiter:innen vor allem die Nachsorgehebammen. Nach der Geburt hat jede gesetzlich krankenversicherte Frau mindestens 12 Wochen lang ein Anrecht auf eine Nachsorgehebamme, bei Bedarf auch über die gesamte Stillzeit hinweg. Sie sind jene wundervollen Menschen, die dich und dein Kind in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt ganz eng begleiten und dir Rede und Antwort zu all deinen Fragen und Sorgen zum Thema erste Zeit mit Baby stehen. Und viele Hebammen sind hier nicht nur wundervoll auf ihrem Gebiet, sondern darüber hinaus auch beim Thema Stillen echte Expertinnen.


Leider erlebe ich es jedoch auch immer wieder - mich als damals frisch gebackene Mama eingeschlossen -, dass Hebammen zwar absolute Spezialistinnen in Bezug auf die medizinische und emotionale Nachsorge ihrer Frauen sind, jedoch nicht zwangsläufig auch Stillspezialistinnen sind. Es gibt Hebammen, die hier leider immer noch nach sehr veraltetem Wissen und auf der Basis von Ammenmärchen und Stillmythen arbeiten und damit unwissentlich und garantiert auch ungewollt Stillbeziehungen in Gefahr bringen, bevor sie überhaupt so richtig begonnen haben. Das hat sicherlich viel mit dem niedrigen Stellenwert des Themas während der Hebammenausbildung zu tun, aber auch mit der Bereitschaft der Hebamme sich auf diesem Gebiet fortzubilden und auf dem neusten Stand zu bleiben.


Solltest du also zu Stillbeginn mit starken Unsicherheiten kämpfen oder Schwierigkeiten mit dem Stillen haben, kann ich dir nur von Herzen empfehlen, dich nicht immer sofort auf die Aussagen deiner Hebamme zu verlassen - vor allem, wenn sie dir irgendwie komisch vorkommen -, sondern dir eine zweite Meinung einer (kompetenten) Stillberaterin einzuholen - denn leider gibt es auch hier immer wieder "schwarze Schafe".


Woran du merkst, ob du es mit fachlich richtigen Aussagen zu tun hast zum Thema Stillen? Indem du dich am besten bereits in der Schwangerschaft auf diese Zeit vorbereitest. Besorge dir Bücher zum Thema Stillen, besuche einen Stillvorbereitungskurs oder buche dir hier deine ganz individuelle 1:1-Stillvorbereitung bei dir zu Hause oder online. Ich freue mich auf dich!


Hat dir mein Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über ein Herz oder einen Kommentar von dir.




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